Nachbarin (will gerade los): Du, warum bist du eigentlich gegen die BVG-Reform? Für die Frauen ist sie doch gut? Habe gerade ein Interview gelesen.
Ich (bringe den Kompost raus): Einfach gesagt heisst diese Reform, du bezahlst neu mehr ein in die 2. Säule, bekommst dann später weniger Rente, gleich viel Rente oder etwas mehr Rente. Würdest du dich auf einen solchen Deal einlassen?
Nachbarin: Wahrscheinlich nicht. Aber Frauen mit tiefen Pensen werden doch besser versichert?
Ich: Ja, ein grösserer Teil ihres Lohns wäre versichert, das heisst aber auch, sie bezahlen viel mehr in die 2. Säule ein. Das fehlt dann schon mal im Portemonnaie. Und alle Frauen mit hohen Pensen aber tiefen Einkommen erreichen mit dieser Vorlage keine höhere Rente. Im Gegenteil: Eine 50jährige Coiffeuse mit einem Einkommen von 4500 Franken muss neu 147 Franken mehr einzahlen pro Monat. Später bekommt sie 8 Franken weniger Rente, wegen der Senkung des Umwandlungssatzes. Vor allem Personen, die in gewerblichen Berufen arbeiten, Metzger, Gärtnerinnen, Floristen, hätten Renteneinbussen.
Nachbarin: Und wie sähe es bei mir aus?
Ich: So einfach kann ich das nicht sagen. Kommt auf Lohnentwicklung, Alter und PK-Plan drauf an. Aber praktisch alle über 50 Jahre mit tiefen und bescheidenen Einkommen verlieren. Und auch bei jenen, die 200 Franken zusätzlich einzahlen für später 100 Franken mehr Rente, muss man sich fragen, ob das ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis ist.
Nachbarin: Wie meinst du das?
Ich: Jeder 5. Franken deines Kapitals versickert in Verwaltungs- und Vermögensverwaltungskosten. Das sind bis zu 1450 Franken pro Versicherte pro Jahr! Mit dieser Reform zwingen wir die Menschen, mehr zu sparen. So fliesst noch mehr Geld in die Pensionskassen und Banken können noch mehr Geld anlegen – ein Business für die Finanzwirtschaft.
Nachbarin (fährt los): Ja, das ist mir schon klar. Das müsste unbedingt mal angepackt werden. Mach mal etwas (grinst)! Also ich muss los. Ade.
Ich: Tschüss! Mach’s gut.
Diese Kolumne erschien am 31. Juli 2024 im Bärner Bär.
