Der Corona-Rückzug in die eigenen vier Wände darf nicht zur Hölle werden

Unnötige Kontakte vermeiden, Abstand halten, Hygienemassnahmen befolgen, das Haus nur für wichtige Einkäufe oder Hilfe für andere Menschen verlassen – die Anweisungen des Bundesrates sind klar und wir müssen uns alle daran halten, um die Verbreitung des Corona-Virus zu bremsen.

Wir ziehen uns in unsere vier Wände zurück, in den engsten Familienkreis. Doch diese vier Wände sind für viele Menschen – vorwiegend Kinder und Frauen – die Hölle. Sie erleben in ihrem Zuhause täglich Gewalt und Missbrauch. Die Schulen sind zu, die Kinder bleiben zu Hause und das wird noch eine Weile so bleiben. Für die Eltern fallen Arbeiten und Einkommen weg. Existenzängste nehmen zu. Familienbegleitungs-Angebote und Hausbesuche bleiben aus. Es ist klar: Die Corona-Situation verstärkt die Risikofaktoren für häusliche Gewalt.

Es ist richtig, dass Bund, Kantone und Gemeinden dem betroffenen Gewerbe rasch und unbürokratisch unter die Arme greifen. Und hier braucht es noch mehr Unterstützung insbesondere für Kleinstbetriebe und Selbstständige, welche keine Kurzarbeit beantragen können, keine Einnahmen mehr haben und hohe Fixkosten decken müssen. Doch es ist mir ein Anliegen, dass wir gerade jetzt, beim Rückzug in die eigenen vier Wände, an die Menschen denken, die zu Hause von Gewalt betroffen sind.

Kreative Lösungen sind gefragt
Der tägliche persönliche Kontakt mit Kita-Betreuenden oder Lehrkräften hat eine wichtige Schutz- und Kontrollfunktion für gewaltbetroffene Kinder. Ich bitte deshalb die Lehrerschaft und weitere Bezugspersonen, nebst der Vermittlung von Schulstoff via E-Mail, Videos, WhatsApp an die Eltern, Formen zu finden, wie jedes Kind in einem regelmässigen Abstand mit der Lehrperson direkten Kontakt haben kann (via Skype oder Telefon). Auch gilt es für die aufsuchende Sozialarbeit und den Bereich der Kita-Betreuung, Angebote einzurichten, damit schutzbedürftige Kinder nicht unter dem Radar verschwinden. Die Weisung einiger Kantone diesbezüglich ist, dass von Kindesschutzmassnahmen betroffene Kinder weiterhin die Kita besuchen sollen.
Ich danke allen (Fachpersonen, Lehrpersonen, Nachbarn und Behörden), die in dieser ausserordentlichen Situation, ausserordentliche, manchmal überlebenswichtige Hilfe leisten. Sorgen wir gemeinsam dafür, dass auch in Zeiten des verstärkten Rückzugs ins Private häusliche Gewalt bekämpft werden kann.

Gewaltbetroffen? Hier finden sie Hilfe:
– Im Notfall Polizei 117 oder Medizinische Hilfe 144
– Beratung für gewaltbetroffene Frauen und Männer von der Opferhilfestelle deines Kantons: https://opferhilfe-schweiz.ch/de/wo-finde-ich-hilfe/
– Schutzunterkünfte für gewaltbetroffene Frauen 24/24 AppElle! 031 533 03 03
– Fachstelle Häusliche Gewalt Stadt Bern (tagsüber) 031 321 63 02

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