Zum Tag der Familien

«Ein Kind, das sich wohl fühlt, kann aktiv und neugierig sein.» Wohl fühlen, das ist die Voraussetzung für eine positive Entwicklung.

Ein Kind, das in Armut aufwächst, kann sich nicht rundum wohl fühlen.

In der reichen Schweiz leben 134’000 Kindern in Armut. In jeder Schulklasse gibt es durchschnittlich ein von Armut betroffenes Kind. Das darf uns nicht gleichgültig lassen und erfordert politisches Handeln. Die Massnahmen liegen auf dem Tisch: Gute und für alle bezahlbare Kita-Plätze, existenzsichernde Löhne, eine Erhöhung der Prämienverbilligungen und die Förderung von bezahlbarem Wohnraum. Als Präsidentin des Fachverbands Mütter- und Väterberatung möchte ich zudem betonen, wie wichtig es ist, Beratungs- und Unterstützungsangebote sicherzustellen, die Familien und schliesslich die Kinder gezielt stützen und begleiten.

Ein Kind, das mit Körperstrafen erzogen wird, kann sich nicht wohl fühlen.

«E Chlapf het no nie gschadet». Solche Kommentare lese ich regelmässig in den sozialen Medien. Bis heute ist in manchen Köpfen verankert, dass eine Ohrfeige als Erziehungsmassnahme dient oder zumindest nicht schade. Ein Trugschluss! In der Schweiz sollen Kinder ein Recht auf gewaltfreie Erziehung haben, sowohl körperlich als auch seelisch. Hier immerhin hat das Parlament den wegweisenden Entscheid gefällt. Wir fordern die Verankerung der gewaltfreien Erziehung im Zivilgesetzbuch. Nun ist der Bundesrat am Zug, diese Umsetzung vorzulegen.

Wir sind hier heute versammelt, um den Tag der Familie zu feiern und zusammen für eine gute Zukunft für alle Kinder einzustehen. Es ist die Gelegenheit in Erinnerung zu rufen, dass jedes Kind ein Recht auf Schutz, Bildung und Gesundheitsversorgung hat!

Wir alle, Mütter, Väter, Politikerinnen, Sportler, Kulturschaffende, Fachpersonen sind gefordert, hier in der Schweiz aber auch auf der ganzen Welt, die Rahmenbedingungen so zu setzen, damit sich jedes Kind ab Geburt wohl fühlen kann.

Die Stiftung SOS-Kinderdorf Schweiz macht das mit ihren Programmen in 136 Ländern. Sie unterstützen Kinder und Familien in Not, und helfen so mit, ihre Situation und ihr Umfeld nachhaltig zu stärken, damit die Kinder später selbständig die vielfältigen Herausforderungen des Lebens meistern können. Für diese Arbeit danke ich Ihnen, ich danke Ihnen für die Organisation dieses Anlasses, der hilft, die Bedürfnisse, die Rechte der Kinder hier und auf der ganzen Welt ins Zentrum zu rücken.

Ich wünsche allen ein wunderschönes Fest mit vielen lachenden und fröhlichen Kindergesichtern.

Rede vom 12. Mai, gehalten anlässlich der SOS-Kinderdorffestes auf dem Bundesplatz.

Foto: Gaby Züblin

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