Am 12. März wählen wir im Parlament ein neues Bundesratsmitglied als Nachfolge von Viola Amherd. Das Kandidierendenkarussell hat fertig gedreht und dabei ist mir etwas aufgefallen: Erstmals haben vier Männer abgelehnt, weil ihre Kinder noch zu klein seien und das Amt nicht gut mit der Familie vereinbar sei. Ob noch andere Gründe dahinterstecken, werden wir nie erfahren, aber die neuen Töne deuten auf ein Vaterverständnis hin, das ich bisher von bürgerlichen Politikern in Bern nicht wahrgenommen habe. Was könnte das bedeuten? Als hoffnungslose Optimistin sehe ich hier schon die Wende hin zu bezahlbaren Kita-Plätzen und der Einführung einer nationalen Elternzeit. Immerhin hat der Ständerat im Dezember eine Vorlage für Betreuungszulagen beschlossen zur Senkung der hohen Kita-Kosten. Und Ende Januar hat die Kommission des Ständerates, der ich auch angehöre, mit 10 zu 2 Stimmen für die Einführung einer Elternzeit gestimmt. Ein erfreulicher Entscheid, der auch darauf deutet, dass es familienpolitisch vorwärtsgeht. Bei beidem ist die Lösung noch nicht in trockenen Tüchern. Aber die Argumente für die Gesundheit von Mutter und Kind, die gerechtere Rollenaufteilung und die Erhöhung des Arbeitskräftepotenzials sprechen offensichtlich auch immer mehr Politiker rechts der Mitte an. Ja, für viele geht das alles zu langsam und es gibt wohl kein anderes Gebiet, bei dem die Studienlage so klar ist: Jeder investierte Franken fliesst mindestens doppelt zurück. Und deshalb finde ich es auch gut, dass eine Elternzeit-Initiative angekündigt ist, die 2 x 18 Wochen verlangt. Das erhöht den Druck und hilft, gute Lösungen zu finden.
Es ist unwahrscheinlich, dass wir am 12. März einen Mann mit schulpflichtigen Kindern in den Bundesrat wählen. Das ist auch nicht das entscheidende Kriterium. Ich werde die Kandidaten u.a. nach ihrem Bekenntnis zu einer familienfreundlichen Politik befragen und beurteilen.