Liebe Frau Wasserfallen

Ich habe noch nie einer Politikerin geschrieben. Ihr kritischer Post auf Instagram zu Puffbars hat mich ermutigt, sie auf ein Problem hinzuweisen, das mich in meinem Alltag als Lehrerin stark beschäftigt. Ich unterrichte auf der 5./6. Klasse und stelle mit Schrecken fest, dass bereits 11jährige Vapes mit Vanille- oder Erdbeergeschmack dabeihaben und konsumieren. Die Dinger sind kaum von Leuchtstiften zu unterscheiden und scheinen sehr beliebt zu sein. Wie ist es möglich, dass diese Produkte mit Design und Geschmack offensichtlich auf Kinder zielen und diese in die Nikotinsucht treiben? Ich gehe davon aus, dass diese Produkte nicht nur uns Lehrpersonen, sondern auch viele Eltern überfordern. Was kann die Politik machen?

Freundliche Grüsse,

B.E.

Liebe Frau E.

Danke vielmals für Ihre Nachricht. Die von ihnen erwähnten Puff Bars wurden in der ersten Sessionswoche von Präventionsfachleuten interessierten Parlamentsmitgliedern präsentiert. Ich war völlig baff zu sehen, wie diese Einweg-E-Zigaretten daherkommen. Mit süssen Geschmäckern und poppigem Design im USB-Stick-Look zielen sie ohne Zweifel auf ein junges Publikum. Ausserdem wurden etliche Produkte gezeigt, die wegen zu hohem Nikotingehalt illegal sind und trotzdem einfach am Kiosk erhältlich sind. Die Kontrolle betreffend Schutzalter 18 und Produktesicherheit greift offensichtlich nicht.

Kommt bei Einweg-E-Zigaretten der ökologische Aspekt hinzu: Sie werden nach Gebrauch oft weggeworfen statt sachgerecht recycelt. Sie verschmutzen mit ihrem Kunststoffgehäuse und den Batterien aus Lithium, Kobalt und Nickel die Umwelt.

Wir beraten im Parlament aktuell die Gesetzesbestimmungen für Tabakprodukte (inkl. E-Zigaretten), nachdem die Stimmbevölkerung die Tabakinitiative angenommen hat. Es ist glasklar, welche Massnahmen greifen, um die Raucherquote und auch die Einsteigerquote bei Jugendlichen zu senken: Deutliche Warnhinweise, neutrale Verpackung, hohe Besteuerung, Werbeverbot, strenge Produkte- und Verkaufskontrollen und Präventionsarbeit. Leider hat sich die Mehrheit des Parlaments unter Einfluss der mächtigen Tabaklobby, bisher verweigert, entsprechend zu handeln. Die 3 Mrd. Krankheitskosten, welche durch den Tabakkonsums verursacht werden und der Volkswille werden ignoriert. Im weitesten Sinn ignorieren sie auch Hilferufe von Eltern und Lehrpersonen. Ihre Nachricht ist ein Beispiel mehr, weshalb Versprechungen der Tabakindustrie, kein Glauben geschenkt werden kann. Ihre Werbung richtet sich entgegen ihren Aussagen klar an Jugendliche. Sie schrecken offensichtlich vor keinem Mittel zurück, Kinder in die Nikotinsucht zu verführen. Wir werden im Ständerat die Beratungen des Gesetzes fortführen und ich hoffe sehr, dass Beispiele wie das Ihrige oder Appelle von Gesundheitsfachleuten endlich gehört werden. Der Jugendschutz muss endlich über die Interessen von British American Tobacco, Philipp Morris und Co. gestellt werden!

Beste Grüsse und danke für Ihr Engagement,

Flavia Wasserfallen

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